Ermittler beweisen in McLaren-Bericht russisches Staats-Doping 2014 in Sotschi! Jetzt droht dem Land der Ausschluss für die Spiele in Rio.
Also doch! Jetzt ist es traurige Gewissheit. Die Ermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) werfen Russland staatlich gesteuertes Doping vor. 97 Seiten Untersuchungsbericht führen endlich Belege für die Verwicklung von staatlichen Stellen in den Sportbetrug an. Bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi wurden so systematisch Medaillen ergaunert.
Olympia-Kollaps!
Dass russische Athleten bei den Sommerspielen im August in Rio antreten dürfen, wird immer unwahrscheinlicher. B.Z. beantwortet die wichtigsten Fragen zu dem Skandal.
Was sagt der Bericht?
Der Report bestätigt systematisches Doping der Russen während der Winterspiele in Sotschi. Demnach hat das russische Sportministerium die Manipulation mit Hilfe des Inlandsgeheimdienstes FSB „gelenkt, kontrolliert und überwacht.“ Unter anderem sollen Dopingkontrollen massiv manipuliert worden sein. Mehrere Dutzend russische Sportler, darunter mindestens 15 Medaillengewinner, starteten in Sotschi gedopt.
Der Report hält fest, dass in die Planung des Vertuschungs-Verfahrens in Sotschi unter anderem das Sportministerium, der Geheimdienst und das Moskauer Labor eingebunden waren. Eine vorher ausgewählte Gruppe russischer Athleten wurde durch das Vertuschen von Proben geschützt. Bei allen Fläschchen mit den Proben dieser Athleten wurden Manipulationen festgestellt. Alle Deckel waren entfernt und später wieder angebracht worden.
Kam noch etwas ans Licht?
Ja. So verschwanden im Moskauer Anti-Dopinglabor über Jahre hinweg positive Proben, um gedopte russische Athleten zu schützen. Auch der russische Geheimdienst FSB und das Trainingszentrum der russischen Top-Athleten (CSP), seien am Betrug beteiligt.
McLaren: „Es sind nicht nur die Sotschi-Spiele betroffen. Russische Athleten aus den meisten Sommer- und Wintersportarten haben von der Manipulationsmethode, die von mindestens Ende 2011 bis August 2015 geplant und durchgeführt worden ist, profitiert.“
Wer brachte die Wada-Untersuchung ins Rollen?
Alles begann mit der ARD-Doku am 3. Dezember 2014: „Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht”. Am 12. Mai 2016 erscheint in den „New York Times“ ein Interview. Grigori Rodschenkow (57), der ehemalige Chef des russischen Doping-Kontrolllabors in Moskau, der sich in die USA absetzte, packte über die Betrügereien in Sotschi aus. Danach nehmen die US-Justiz, das IOC und die Wada die Ermittlungen auf.
Wer leitete die Untersuchung?
Der kanadische Anwalt Richard McLaren (71). Er gehörte auch zu der unabhängigen Wada-Kommission, die ein flächendeckendes Dopingsystem in der russischen Leichtathletik nachwies.
Wer ist McLaren?
McLaren arbeitet seit Jahren für den Internationalen Sportgerichtshof (Cas). Mit komplizierten Fällen kennt sich der Rechtsprofessor der kanadischen Western University (Ontario) aus. Bereits im Jahr 2007 arbeitete er am Mitchell-Report mit, der ein flächendeckendes Dopingproblem in der Baseball-Profiliga MLB offenlegte.
Wie glaubwürdig ist der Wada-Zeuge?
McLaren: „Rodschenkow ist aus unserer Sicht ein glaubwürdiger Zeuge. Was er sagte, passte zu den Ergebnissen unserer Untersuchungen.“
Wie geht es weiter?
Eine Entscheidung über eine mögliche Sperre Russlands muss nun das IOC mit Boss Thomas Bach (62) treffen, McLaren oder die Wada haben keinerlei Entscheidungsbefugnis. McLaren: „Ich bin sehr überzeugt von unseren Ergebnissen. Wir haben viele Beweise, die keine Zweifel zulassen.“
Nach diesem Report kommt noch ein Cas-Urteil. Der Cas will bis Donnerstag über den Einspruch gegen den Olympia-Ausschluss der russischen Leichtathleten entscheiden. Bei diesem Urteil dürfte der McLaren-Report eine Rolle spielen.
Was sagen die Russen?
Sportminister Witali Mutko (57) weist die Anschuldigungen als westliche Verschwörung zurück. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow: „Es gibt ein Arsenal an legalen Mitteln für die Verteidigung der Interessen der Sportler, und Russland wird es bis zum Letzten ausschöpfen.“
Was sagt das IOC?
Bach reagierte mit Entsetzen auf die Veröffentlichung des McLaren-Reports:„Die Ergebnisse des Berichts zeigen einen erschreckenden und beispiellosen Angriff auf die Integrität des Sports und der Olympischen Spiele. Daher wird das IOC nicht zögern, die härtesten Sanktionen gegen jede beteiligte Person oder Organisation zu treffen.“ Am Dienstag soll es eine Krisen-Telefonkonferenz des IOC-Exekutiv-Board geben.