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Wie geht es weiter?

Easyjet an Kauf von insolventer Air Berlin interessiert

Die insolvente Air Berlin verhandelt nach Recherchen der B.Z. neben der Lufthansa auch mit der britischen Billigflieger Easyjet über den Kauf von Teilbereichen der deutschen Airline.

Das erfuhr die B.Z. aus Kreisen der Bundesregierung. Mögliche Lösung: Easyjet kauft die Air-Berlin-Tochter Niki, um sein Europa-Geschäft am neuen Firmensitz in Österreich weiter auszubauen. Lufthansa kauft vor allem Langstrecken-Flugzeuge, um seine Tochter Eurowings weiter zu unterstützen.

Ex-Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn bedauerte die Insolvenz der Fluglinie. Der B.Z. sagte er: „Das ist sehr bedauerlich. Air Berlin war eine gute und beliebte Fluggesellschaft. Deutschland braucht zwei Airlines, um wenigstens etwas Wettbewerb zu haben.“

Auch der Tui-Konzern ist an den Planungen beteiligt. „Wir sind involviert in die aktuellen Planungen und begleiten sie konstruktiv”, sagte ein Tui-Sprecher am Dienstag. Tuifly hat 14 Boeing-Jets samt Personal an die Air-Berlin-Tochter Niki vermietet.

Umgekehrt schickt der Tui-Konzern einen Teil seiner Kunden in Flugzeugen des Air-Berlin-Konzerns auf Reisen. Dieser Anteil ist aber dem Vernehmen nach in den vergangenen Jahren geschrumpft. „Drei Viertel der Kunden von Tui Deutschland fliegen mit unserer eigenen Airline in den Urlaub”, sagte der Sprecher.

Chronologie: Schneller Aufstieg, jahrelange Turbulenzen

1978: Gründung als Chartergesellschaft durch den Ex-Pan-Am-Piloten Kim Lundgren. Erstflug am 28. April 1979 von Berlin-Tegel nach Mallorca. Die Flotte umfasst zwei Maschinen.

1991: Im April kauft der LTU-Manager Joachim Hunold die Mehrheit der Anteile. Es gibt kurz darauf 15 Flüge pro Tag.

1998: Mit dem Mallorca Shuttle Einstieg ins Linienfluggeschäft

2004: Einstieg bei der Fluggesellschaft Niki des früheren Rennfahrers Niki Lauda

2006: Börsengang und Kauf der Fluggesellschaft dba

2007: Kauf des Ferienfliegers LTU, damit auch Interkontinentalflüge

2008: Air Berlin rutscht in die roten Zahlen, ein erstes Sparprogramm folgt. Die Übernahme des Ferienfliegers Condor scheitert.

2011: Hunold wirft das Handtuch, Hartmut Mehdorn übernimmt. Ein weiteres Sparprogramm kommt. 18 der 170 Maschinen werden verkauft.

2012: Die arabische Staatsairline Etihad erhöht ihren Anteil von knapp 3 auf 29,2 Prozent und stützt die Fluglinie mit Millionen. Ein neues Sparprogramm beginnt.

2013: Wolfgang Prock-Schauer wird Vorstandschef und verschärft das Sparprogramm. Jeder zehnte Arbeitsplatz fällt weg, die Flotte schrumpft auf 142 Maschinen.

2015: Im Februar löst Stefan Pichler den glücklosen Prock-Schauer ab. Air Berlin macht 447 Millionen Euro Verlust – so viel wie nie.

2016: Nach einem juristischen Tauziehen kann Air Berlin den größten Teil der wichtigen Gemeinschaftsflüge mit Etihad weiter anbieten. Die Zahlen bessern sich nicht. Gespräche mit Lufthansa über einen Verkauf von Geschäftsteilen beginnen. Mit einem tiefgreifenden Umbau und der Streichung von bis zu 1200 Arbeitsplätzen will Air Berlin seine Krise überwinden.

2017: Air Berlin bekommt einen neuen Chef. Der Lufthansa-Manager und früheren Germanwings-Chef Thomas Winkelmann wird Vorstandschef. Air Berlin führt ihren Flugbetrieb in zwei getrennten Geschäftsfeldern weiter: Langstreckenflüge und Städteverbindungen in Europa werden zusammengefasst, Urlaubsflüge unter der Marke Niki geführt. Lufthansa erklärt sich bereit, Air Berlin zu übernehmen, wenn der Großaktionär Etihad zuvor die Schulden übernähme.

15. August 2017: Air Berlin meldet Insolvenz an. Zuvor hatte Etihad seine finanzielle Unterstützung eingestellt. Ein 150-Millionen-Euro-Kredit des Bundes soll den Flugbetrieb zunächst sichern.

mit dpa

Themen: Air Berlin B.Z. Videos Easyjet Hartmut Mehdorn Lufthansa
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