Direkt zum Inhalt wechseln
LIVE Neue Nachricht im Liveticker
Tatort Berliner U-Bahnhof

Auch bei diesen Tätern ist die Video-Fahndung (noch) nicht erfolgreich

Nicht nur die Fahndung nach dem Treppen-Treter vom U-Bahnhof Hermannstraße brachte bislang keinen Erfolg, auch ältere Fälle konnten trotz Videoaufnahmen bis jetzt nicht aufgeklärt werden
Nicht nur die Fahndung nach dem Treppen-Treter vom U-Bahnhof Hermannstraße brachte bislang keinen Erfolg, auch ältere Fälle konnten trotz Videoaufnahmen bis jetzt nicht aufgeklärt werden Foto: Polizei Berlin (B.Z. Combo)

Prügeln, klauen, randalieren – täglich kommt es in Berlins S- und U-Bahnen zu Gewalttaten. Dank Video-Aufnahmen werden viele Täter gefasst, aber einige – wie der Treppen-Treter vom U-Bahnhof Hermannstraße – können trotzdem bislang abtauchen. Eine Übersicht.

Über 15.000 Straftaten wurden im ersten Halbjahr 2016 auf den 173 Berliner U-Bahnhöfen angezeigt. 1179 davon waren Gewalttaten. Neuester schockierender Fall: Eine junge Frau wurde Ende Oktober völlig unvermittelt eine Treppe im Berliner U-Bahnhof Hermannstraße hinabgetreten, Videoaufnahmen zeigen die unfassbare Tat. Eine Fahndung brachte bis jetzt keinen Erfolg. (Lesen Sie auch: Seit 45 Tagen decken seine Komplizen den U-Bahn-Treter)

Das kommt nicht das erste Mal vor. Wir zeigen einige mutmaßliche Täter nach denen die Berliner Polizei derzeit noch fahndet:

9. Mai 2015: Auf Opfer am Boden eingetreten

Im November 2016 veröffentlichte die Berliner Polizei Aufnahmen einer Überwachungskamera – es werden Zeugen einer brutalen Tat am Morgen des 9. Mai 2015 gesucht: Damals schlugen und traten zwei Männer einen 24-Jährigen im U-Bahnhof Schlesisches Tor grundlos zu Boden, das Opfer erlitt eine Schädelfraktur.

Im Aufgang zu den U-Bahnen kam es zu der brutalen Attacke. Einer der Täter trug orangefarbene Turnschuhe und ein blaues Tanktop
Im Aufgang zu den U-Bahnen kam es zu der brutalen Attacke. Einer der Täter trug orangefarbene Turnschuhe und ein blaues Tanktop (Foto: Polizei Berlin) Foto: Polizei Berlin

24. März 2016: 19-Jähriger niedergeschlagen

Tatort U-Bahnhof Blissestraße: Die abgebildete Tätergruppe soll dort im März einen jungen Mann überfallen und ausgeraubt haben. Gegen 0.45 Uhr sollen die Tatverdächtigen einen heute 19-Jährigen überfallen und beraubt haben. Die Polizei sucht nach Zeugen.

Die fünfköpfige Gruppe soll auf das Opfer eingetreten und -geschlagen haben, so dass der junge Mann Verletzungen erlitt, die stationär in einer Klinik behandelt werden mussten.

Fünf Männer sollen am 24. März 2016 einen jungen Mann auf einem U-Bahnhof überfallen und beraubt haben
Fünf Männer sollen am 24. März 2016 einen jungen Mann auf einem U-Bahnhof überfallen und beraubt haben (Foto: Polizei Berlin) Foto: Polizei Berlin

15. Mai 2016: Körperverletzung und Hitlergruß

Auch bei dieser Fahndung war der Tatort auf dem U-Bahnhof Blissestraße in Berlin-Wilmersdorf. Am 15. Mai 2016, gegen 1.50 Uhr sprach laut Polizei ein 59-Jähriger auf dem U-Bahnhof einen Unbekannten an, weil dieser ins Gleisbett urinierte. Daraufhin soll der Pinkler den Hitlergruß gezeigt und eine verfassungsfeindliche Parole gerufen haben.

Der 59-Jährige soll nun mehrmals auf ihn eingeschlagen haben. Begleiter des Mannes versuchten vergeblich, ihn davon abzuhalten und ihn zurückzuziehen.

Die Polizei sucht zwei Täter und einen Zeugen (r.) zu der Tat am 15. Mai 2016, gegen 1.50 Uhr auf dem U-Bahnhof Blissestraße
Die Polizei sucht zwei Täter und einen Zeugen (r.) zu der Tat am 15. Mai 2016, gegen 1.50 Uhr auf dem U-Bahnhof Blissestraße (Foto: Polizei Berlin) Foto: Polizei Berlin

Ein zweiter Unbekannter kam nun dem Urinierenden zur Hilfe, schlug dem 59-Jährigen ins Gesicht und trat gegen dessen Unterkörper. Daraufhin ging der Mann zu Boden und soll dann von dem Unbekannten einen Tritt gegen den Kopf bekommen haben.

9. Oktober 2016: Halsketten-Raub

Die Kriminalpolizei sucht außerdem aktuell mit Bildern nach zwei Männern, die Anfang Oktober einem Mann in Berlin-Spandau eine Halskette geraubt haben sollen. Der 35-Jährige war laut Polizei in einem Zug der Linie U7 in Richtung Berlin-Spandau unterwegs, als er von mehreren Unbekannten angegriffen und mit Schlägen und Tritten verletzt wurde. Erst als ein Zeuge dem Mann zur Hilfe eilte, ließen die Täter von ihm ab und flüchteten aus dem Zug.

Die Bahn fuhr weiter bis zur Endstation Rathaus Spandau, wo der Verletzte nur mit Hilfe zweier Fahrgäste den Zug verlassen konnte. Auf dem Bahnsteig kamen noch zwei weitere Männer hinzu, die auch in dem U-Bahnzug mitfuhren und angaben, ebenfalls Hilfe leisten zu wollen. Dabei soll es sich um die beiden hier gesuchten Tatverdächtigen handeln.

Der Mann mit der Brille steht im Verdacht dem Opfer die Kette geklaut zu haben und dann mit seinem Komplizen geflüchtet zu sein
Der Mann mit der Brille steht im Verdacht dem Opfer die Kette geklaut zu haben und dann mit seinem Komplizen geflüchtet zu sein (Foto: Polizei Berlin) Foto: Polizei Berlin

Unvermittelt soll der Gesuchte mit der Brille dann dem Verletzten die um den Hals getragene Kette entrissen und anschließend mit seinem ebenfalls gesuchten Begleiter geflüchtet sein. Der durch die Taten am Kopf verletzte 35-Jährige kam zur ärztlichen Behandlung in ein Krankenhaus.

16. Oktober 2016: Kapuzen-Räuber überfällt Mann

Seit November sucht die Polizei mit Bildern nach einem Tatverdächtigen, der im Oktober einen 19-Jährigen in Berlin-Spandau überfallen haben soll. Kurz vor 21 Uhr soll er von einem 19-Jährigen im U-Bahnhof Rathaus Spandau Geld gefordert haben und ihn geschlagen haben. Aus Angst vor weiteren Schlägen, gab er dem Gesuchten Geld, bevor dieser flüchtete. Das Opfer erlitt leichte Verletzungen im Gesicht.

Mit Bildern aus einer Überwachungskamera sucht die Berliner Polizei diesen Mann – er soll einen 19-Jährigen überfallen haben
Mit Bildern aus einer Überwachungskamera sucht die Berliner Polizei diesen Mann – er soll einen 19-Jährigen überfallen haben (Foto: Polizei Berlin) Foto: Polizei Berlin

27. Oktober 2016: Der Tritt auf der Treppe

Es ist der neueste bekanntgewordene Fall: Eine 28-jährige Frau wurde Ende Oktober in einem Neuköllner U-Bahnhof völlig unvermittelt von hinten attackiert und eine Treppe runtergetreten – das arglose Opfer stürzte kopfüber mindestens acht Stufen in die Tiefe, landete mit dem Gesicht auf dem Bahnsteig.

Der Treter (l.) zieht nach der Attacke entspannt an seiner Zigarette, ein Komplize (m.) hilft der Frau auch nicht, er hebt lieber die Bierflasche des Treters auf. Auch der dritte Komplize (r.) ist gut auf den Überwachungsbildern zu erkennen (Foto: Polizei)
Der Treter (l.) zieht nach der Attacke entspannt an seiner Zigarette, ein Komplize (m.) hilft der Frau auch nicht, er hebt lieber die Bierflasche des Treters auf. Auch der dritte Komplize (r.) ist gut auf den Überwachungsbildern zu erkennen (Foto: Polizei)

Doch in vielen anderen Fällen konnten mithilfe der Video-Überwachung der BVG auch Fahndungserfolge erzielt und Täter festgenommen werden.

GdP-Sprecher Benjamin Jendro (27) zu dem neuesten Schock-Video: „Wir sollten ganz ehrlich sein. Ohne das Video hätte es diese verachtungswürdige Tat im Bahnhof Hermannstrasse bei sämtlichen Medien maximal in den Meldungsbereich geschafft.“

Jendro befürwortet einerseits Videoüberwachung, gerade an Orten mit viel Publikumsverkehr, „weil sie viele abschreckt und die Chance gibt, einzelne Vorfälle strafrechtlich zu bewerten.“ Andererseits mache der Übergriff aber deutlich, dass diese Gewaltexzesse nicht verhindern kann, weil es manchen Tätergruppen „vollkommen egal ist, ob sie gefilmt werden.“ Seine Forderung: „Mehr Polizisten auf der Straße und im öffentlichen Nahverkehr.“


Diese Fälle wurden durch Video-Überwachung in der Berliner U-Bahn aufgeklärt

Mann zündet zwei Frauen die Haare an

Am 2. Juni 2014 steht Melina R. gegen 15.15 Uhr am Bahnsteig der U9, ist auf dem Weg zu ihrer Mutter. Plötzlich hält ein Fremder ein Feuerzeug von hinten an ihren langen Lockenschopf. Sofort stehen die Haare in Flammen. Während Passanten die Flammen auf Melinas Kopf ausschlagen, geht der Täter seelenruhig weiter. Als eine andere junge Frau die Öffentlichkeitsfahndung nach dem Täter sieht, meldet auch sie sich bei der Polizei: Demnach wurde die 25-Jährige bereits am 16. Mai 2014 im S-Bahnhof Ostbahnhof angezündet.

Er hat Frauen die Haare angezündet! Der Gesuchte wurde dank dieser Aufnahmen wiedererkannt und festgenommen
Er hat Frauen die Haare angezündet! Der Gesuchte wurde dank dieser Aufnahmen wiedererkannt und festgenommen (Foto: Polizei Berlin) Foto: Polizei Berlin

Nach einem zweiten Aufruf der Berliner Polizei mit Bildern des Haar-Zündlers aus einer Überwachungskamera wurde der Täter gefasst – im Februar 2016 wurde Malek B. (29) zu einer Strafe von drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

U-Bahnfahrer beleidigt und geschlagen

Nach Veröffentlichung seiner Fotos wurde ein Mann, der in der Nacht zum 18. Oktober 2014 einen U-Bahnfahrer geschlagen und bepöbelt haben soll, ausfindig gemacht. Ein Polizeibeamter erkannte den gesuchten 23-Jährigen.

Er wurde bei der Polizei bereits als Intensivtäter geführt und hatte auf dem Bahnsteig der Station Senefelder Platz mehreren Begleitern die Tür aufgehalten und dann wild gegen die Fahrerhaustür geklopft. Anschließend beleidigte er den Fahrer mit „Du Hurensohn, was willst du von mir?“. Im weiteren Verlauf gelang es ihm, den BVG-Angestellten zu schlagen.

Der Mann wurde wegen Übergriffen auf einen U-Bahn-Fahrer mit diesem Foto gesucht – und identifiziert
Der Mann wurde wegen Übergriffen auf einen U-Bahn-Fahrer mit diesem Foto gesucht – und identifiziert (Foto: Polizei Berlin) Foto: Polizei Berlin

Mordfall Hanna

Am 16. Mai 2015 wurde die Abiturientin Hanna K. (18) auf dem Heimweg von einer Party in Berlin-Kaulsdorf getötet, nur 150 Meter von ihrem Elternhaus entfernt! Mit Videosequenzen aus den Überwachungskameras der BVG suchten die Ermittler nach dem mutmaßlichen Täter. Er war in derselben U-Bahn wie das Mädchen gefahren und hatte wie sie den Zug am Bahnhof Wuhletal verlassen.

Nur vier Tage später meldete sich ein Mann auf einem Polizeiabschnitt in Lichtenberg, der sich auf den Videos der Öffentlichkeitsfahndung wiedererkannt hatte. David G. wurde vorläufig festgenommen und gestand noch in der Nacht seine Tat, sprach jedoch auch im späteren Prozess immer wieder von einem Unfall.

Mit dieser Aufnahme suchten die Ermittler nach dem Mörder von Hanna K.
Mit dieser Aufnahme suchten die Ermittler nach dem Mörder von Hanna K. (Foto: Polizei Berlin) Foto: Polizei Berlin

Im Dezember 2015 wurde der David G. zu lebenslanger Haft wegen heimtückischen Mordes zur Verdeckung einer versuchten Vergewaltigung verurteilt. 

Fünf U-Bahn-Schläger verprügeln Geschwister

Am 11. Februar 2016 veröffentlichte die Berliner Polizei Bilder von fünf jungen Männern, die am 23. Mai 2015 gegen 23.20 Uhr am U-Bahnhof Friedrichstraße in einem Waggon der Linie U6 nach einem kurzen Streit mit einem Fahrgast (26) diesen und dessen Schwester (21) attackiert haben sollen.

Anhand dieser Bilder konnten die Tatverdächtigen ausfindig gemacht werden
Anhand dieser Bilder konnten die Tatverdächtigen ausfindig gemacht werden (Foto: Polizei Berlin) Foto: Polizei Berlin

Zunächst schlugen sie mit Fäusten gegen den Kopf des 26-Jährigen. Als dessen Schwester ihm helfen wollte, schlugen die Tatverdächtigen ihr ebenfalls mehrfach gegen den Kopf sowie gegen den Rücken. Aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung konnten die Gesuchten (vier 18-Jährige, ein 19-Jähriger) wenig später identifiziert und vorgeladen werden.

U-Bahn-Äffchen tritt Scheibe ein

Im Juni dieses Jahres suchten die Ermittler mit Bildern mehrerer Überwachungskameras einen Randalierer, der im Juli 2015 die Scheibe einer U-Bahn herausgetreten hatte. Er war laut Polizei in Begleitung von vier anderen jungen Männern und einer Frau.

Das Bild aus der Überwachungskamera des Waggons zeigt, wie sich der Jugendliche am Gestänge festhält und gegen die Scheibe tritt
Das Bild aus der Überwachungskamera des Waggons zeigt, wie sich der Jugendliche am Gestänge festhält und gegen die Scheibe tritt (Foto: Polizei Berlin) Foto: Polizei Berlin

Der junge Mann hielt sich am Deckengestänge fest, schwang die Beine hoch und brachte schließlich das Fensterglas zu Bruch, lachte dabei mit weit aufgerissenem Mund. Die Fahndung war erfolgreich: Kurz nach Veröffentlichung der Bilder meldete sich der Anwalt des 16-jährigen Tatverdächtigen bei der Polizei.

Themen: BVG U-Bahnhof
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.